Abb. 7
Abb. 9
Abb. 11
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Fortsetzung: FEDER-FÄCHER (2) Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts waren Federn ein vergessenes Material der europäischen Fächermacher. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts werden Gänsefederfächer aus China importiert (siehe David's Fächerseite, China 1825/30), die aber keinen direkten Einfluss auf die europäische Fächerproduktion hatten. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts kamen sogenannte Pliant-Fächer auf (auch Jenny-Lind-Fächer genannt, nach der schwedischen Opernsängerin, die diese Art der Fächer trug). Auf jedem Stab wird ein ovales Stoff- oder Papierstück aufgesetzt, das vage einer Feder ähnelt (siehe David's Pliant-Fächer als Beispiel). Oft wurde jeder einzelne Stab noch am oberen Ende mit einem Marabu-Flaum verziert. Später (Anfang 20. Jahrhundert) wird diese Form noch für Werbe-Fächer vereinfacht (siehe Abb. 7). Zweite Periode des Federfächers in Europa: Belle Epoque bis 20ger Jahre Eine erste Erwähnung findet der Federfächer in einem Brief des französischen Eventailliste (Fächermacher) Duvelleroy an die Jury der Pariser Weltausstellung 1855, in dem er einen M. Dourlet erwähnt, der als einziger in Paris auch Federn für Fächer verarbeite (siehe "L'éventail miroir de la Belle Epoque", Biblio No. 65). Aber zur richtigen Massenproduktion kam es erst, als in Südafrika die Züchtung von Straussen in Straussenfarmen gelang, und man auch weltweit die Mauser als Federgewinnung verwendete. Davor waren Federfächer mehr als Jagd-Trophäen verbreitet, vom Glück des Jägers abhängig. Erst ab etwa 1875/80 werden Federfächer regelmässig produziert. Als Zentren entwickeln sich Paris, aber auch und vor allem Wien und in Deutschland Berlin. Es wird allerdings nicht an den Stiel-Federfächern der Renaissance Beispiel genommen, sondern es entstehen beinahe ausschliesslich Faltfächer. Die "normalen" Federfächer haben pro Stab eine Feder angebracht, wobei der Grossteil aus Straussenfedern verschiedener Qualität bestand. Die grossen reinweissen und schwarzen Federn sind die wertvollsten und stammen vom Schwanzende des männlichen Strausses, die weiblichen Straussenfedern sind graumeliert und werden "Femina" genannt (siehe Abb. 8). Sie wurden vor allem in den 20ger-Jahren in Modefarben eingefärbt (so beispielsweise in tiefem Orange, das den Namen "Tango" hatte). Siehe auch Abb. 9 eines pink eingefärbten Fächers. Eine andere Federfächerart betraf die sog. Phantasie-Fächer. Auf einem Trägerstab, meist aus einer einfachen Feder (Gänsefeder; bei exklusiveren Modellen Adlerfedern, da diese haltbarer waren) bestehend, wurden kleine, schillernde Federchen appliziert (siehe Abb. 11 und 12 und nächste Seite) . Höhepunkt dieser Phantasiefächer waren ausgestopfte Vogelköpfe an einem der Deckstäbe, oder der einzigartige Bussard-Fächer im Salzburger Carolino Augusteum Museum, der auf einem Stiel den gesamten Vogel darstellt und durch einen speziellen Mechanismus die Schwingen öffnet und schliesst (siehe Biblio Nr. 79). Das Gestell beeinflusste stark die Qualität und den Preis. Ein asymmetrischer Adlerfächer (ähnlich Abb. 10) wurde in einem Katalog von Duvelleroy im Jahre 1908 ab 250 Francs mit Horngestell, 300 Francs mit Perlmutt, 400 Francs mit Schildpatt und 600 Francs mit blondem Schildpatt angeboten (siehe "L'éventail miroir de la Belle Epoque", Biblio No. 65). Bald wurde auch das neue Material Zelluloid vor allem für Federfächergestelle verwendet (siehe Abb. 13). Andere Beispiele sind unter den Zelluloidfächern beschrieben, z.B. ein schwarzer Straussenfederfächer oder "Phantasie"-Fächer mit Federapplikationen: Abb. 7, 11, 12 und Abb. 24.
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Abb. 8
Abb. 10
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©mm ausser Zitaten und anderen Quellenangaben