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Commedia dell'Arte und Fächer, Forts. Die Commedia
dell'Arte beeinflusste auch den Lebensstil der Barock- und Rokoko-Zeit,
in der grossartige Feste mit Maskeraden den venetianischen Karneval
imitierten. Dabei findet sich ein weiteres Utensil, das dem Fächer
nahesteht: die Maske. Die Zanni der Commedia dell'Arte trugen Masken
als Bestandteil ihres Kostüms. Masken sind Teil archaischer Rituale,
eine der Fächerentstehungslegenden erzählt, dass Lam-Si, die
wunderschöne Tochter eines chinesischen Mandarins, unter der Hitze
bei einem Fest-Banquet litt. Um sich etwas Kühle zu verschaffen,
hob sie ihre Maske ein wenig und fächelte sich Luft zu. Das wurde
sofort von allen Damen nachgeahmt - der Fächer war geboren! Der berühmteste Maskenfächer ist jener aus dem ersten Viertel des 18. Jahrhunderts, der in jeder Fächerliteratur beschrieben und abgebildet wird, in gedruckter oder gemalter Version. Die Fächerblätter des 18. Jahrhunderts zeigen aber auch Ballszenen, Maskeraden oder Commedia dell' Arte Schauspieler. Ein Beispiel ist das Detail auf Abb.6, das einen Fächer des Victoria & Albert Museums in London zeigt und von ca. 1750 stammt. Fächer mit Commedia oder Maskerade Szenen sind heute sehr selten und gesucht. Ein ähnlicher Fächer brachte bei einer Auktion bei Christies im Jahre 2000 über EURO 16.000! Das Commedia dell'Arte Thema wird wieder um 1850 modern, wenn die Mode sich auf das 18. Jahrhundert rückbesinnt. Obwohl es noch Commedia dell' Arte Kostüme aus dem 19. Jhdt. gibt, wird diese Form des Theaters immer weiter zurückgedrängt. Dafür wird das deutsche und österreichische "Volkstheater" von Commedia-Figuren beeinflusst, was man am besten am Hanswurst sehen kann. Hanswurst ist oft in ähnlicher Kleidung wie Harlekin dargestellt, er trägt immer einen Holzprügel bei sich. Zwei seltene Fächer des Carolino Augusteum Museums in Salzburg zeigen Hanswurst bei einer eher unüblichen "Hausarbeit" (siehe Abb. 7). Hanswurst trägt immer eine schwarze Halbmaske, allerdings über der UNTEREN Gesichtshälfte! (was mit einem Bart verwechselt werden könnte). Maskenbälle zur Faschingszeit (in Wien "Redouten"genannt, vom italienischen "ridotto") waren sowohl in Österreich als auch in Frankreich während des 19. Jahrhunderts üblich. Luxusfächer der Duvelleroy-Produktion produzierten Fächer nach alten Modellen des 18. Jahrhunderts. Einfachere Versionen druckten Karnevals - oder Commedia-Szenen auf Seidensatin (Abb. 8). Um die Jahrhundertwende wandelten sich die Pierrots in kleine, puttenähnliche Gestalten, die oft Unsinn im Sinn hatten (Abb. 9). Das Thema der Äpfel-stehlenden Pierrots taucht in der Fächerliteratur öfter auf, z.B. bei S. Mayor (Biblio No. 25).
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©mm ausser Zitaten