Abb.1
Postkarte ca. 1910
"Porteuse d'éventail"
"Vivat" Amst. No.5068
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URSPRUNG
Der Pfau (zoologisch Pavo Cristatus) ist seit Jahrtausenden
Symbolfigur für Herrschertum, Mythologien und Religionen. Sein Ursprung
liegt in Indien und Süd-Ost-Asien, wo er im Dickicht der Wälder haust
und von den Einheimischen geschätzt wird, da er junge (giftige) Kobras
frißt und mit seinem schrillen Schrei vor Tigern warnt (www.natur-lexikon.com).
Dieselbe Quelle besagt, daß der Pfau bereits vor 4000 Jahren über die
Handelswege der Araber ans Mittelmeer gelangte. Sein "Rad", das der
männliche Pfau als Imponiergehabe schlägt, ist sozusagen ein natürlicher
Fächer. Keine Literatur belegt hingegen diesen möglichen Ursprung des
Falt- oder Briséfächers.
DER
PFAU UND DER FÄCHER IM
ALTERTUM
Der Pfau und der Fächer gingen in Indien eine frühe
Symbiose ein. Runde Stielfächer entstanden, entweder allein aus den
prunkvollen Pfauenaugen des Schwanzgefieders gefertigt, oder als einfache
Fächer, mit 3-5 Pfauenaugen als edle Dekoration versehen. Diese Fächer
werden bis heute in derselben Weise angefertigt (Abb.1 und 2). Baro/Escoda
(Biblio No.24) sagen, dass in einem Sanskrittext 5000 v. Chr. der Fächer
zum ersten Mal schriftlich erwähnt wird. In einem Sanskrit-Drama aus
dem 2.Jhdt. n.Chr. wird ein Unwetter beschrieben:
"Die
Pfaue fliegen plötzlich wild empor
Beim Wolkenlärm; von ihnen wird die Luft
Geschlagen wie mit Fächern aus Juwelen" (cit. Buss, Biblio
No.54)
In
China und Japan ist der Pfau ein Fächermotiv,
seine Federn werden hingegen selten verwendet. In Ägypten
wurden vermutlich auch Pfauenfedern für die langen Stielfächer verwendet.
Diese waren Herrschaftssymbol der Pharaonen und durften nur von erwählten
Männern getragen werden, die meist die Söhne des Pharaos waren (Buss,
Biblio No.54).
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Abb. 2
Moderner indischer Fächer |

Abb. 3
Böotische
Tanagrafigur mit Blattfächer, ca. 300 v. Chr. Kunsthistorisches
Museum Wien
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In Griechenland waren die Pfaue der Hera-Juno (Göttin
des Heimes und der Ehe) geweiht und als erstes in den Tempelhöfen
der Juno auf Samos gehalten. Die griechische Sage, die viele Varianten
aufweist, und Ovid's Metamorphosen erkären die "Augen"
auf den Pfauenfedern so: Hera-Juno, eifersüchtig auf Io, die von
Zeus in eine weisse Kuh verwandelt worden war, setzt den tausendäugigen
Argus als Wächter der Io ein. Der von Zeus gesandte Hermes soll
Io erlösen, und hackt Argus das Haupt ab. Juno sammelt seine Augen
ein und überträgt sie auf die Federn ihres geliebten Vogels.
Die Griechen kannten neben dem kurzgestielten Blattfächer der Tanagra-Figuren
("Ripidion", s. Abb.3) und dem Feuerfächer ("Ripis")
auch den Federfächer, meist aus Pfauenfedern produziert. Er wird
z.B. in Euripides "Orestie" erwähnt, und es heisst, dass
unglücklich verliebte Mädchen ihren Pfauenfederfächer
der Aphrodite weihten. (op.cit. Buss). Pfauenfächer waren besonders
im 4. und 3. Jhdt. v.Chr. beliebt.
Auch
die Römer kannten, neben den langstieligen Fächern,
wie sie auf apulischen Vasen abgebildet sind und für die oft Pfauenfedern
verwendet wurden, den kleinen Handfächer, "tabella" genannt.
In Ovid's 3. Buch der Liebe fächelt damit der Jüngling dem
Antlitz der Geliebten frische Luft zu.

Abb.5
P.P.
Rubens, Juno mit Argus' Kopf und den Pfauen
http://www.faculty.fairfield.edu/jmac
/sj/scientists/aguilon.htm
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Abb.4
Modernes
Remake eines alten Modells
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